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1. Vaterländisches Lesebuch - S. uncounted

1857 - Jena : Mauke
s > .A «r es. 4 j 4 *| Aaß das auf vorstehendem Titel näher bezeichnete Lesebuch zur Einführung in den obersten Klassen der ge- gliederlen Schulen des Großherzogthums dringend em- pfohlen worden ist, wird hierdurch beurkundet. Weimar, den 11. März 1857. Grmrlwl. Sii'rlmhel Ktallllmiliistenlim, Desinrtemnit der Justiz n. iies cfnlttis. v. Wintzingerode. khn -I Zs(A, Georg Eckert-Institut für Inlernätionnle Schulbucbforschung Braunschweig Blfclic'thek

2. Vaterländisches Lesebuch - S. I

1857 - Jena : Mauke
Tipii Jti milvok 73ü sitf nma <Jiiui o] ;Milvans %c '! j'/['j'/ ijs/'J .inftji&lncr djtii imnuömb rbjj/tbs N)4 iti 3)hö2 jioftinio7'> .11 »3ä' nxgnutchizb mm^ichfract sii Ss^bh« osj. i’U'i'n’■<:■) oib yjjr« Jiii'i nahüf^sö Rtiuhiö£ chru6k)Ä dmi iid ibfyitityi 'jtbfiiikb] Sf.’ir/r, litf xüs. Wmjcf^gnußiiiiwo^ us6 dmi ii; r'j'i''fl nr'li rit 'irrn N2bf< uo Ns6l8 3llv nsffiim mch tvja xma $Q> o t to o t t* .Trias 343^6 v4 i$)in chu -'xnisiit? ttmchsülb nwi ■:.u in 'j’jnvjfj hfr‘l tsßijjömhiatf- nio vr ' anal iiixs •r . .:. i i .at; ',-,4 iti j) tt/.Ill 3h x3^0t® noobiwü T3i(i oi<J stuul Dieses Buch, welches zunächst für die Oberklasscn der Volks- und Bürgerschulen bestimmt ist, zugleich aber auch in hö- heren Lehranstalten von den Schülern des entsprechenden Alters gebraucht werden kann, zerfällt in zwei Theile: in das Lesebuch und das Realbuch. Der erste Theil enthält in sorgfältig aus- gewählten Erzählungen, Gedichten, Beschreibungen, Sprichwörtern, Fabeln und Räthseln einen anregenden und bildenden Lesestoff, welcher die Bestimmung hat, eincstheils die Schüler in daö tie- fere Verständniß des Gelesenen, namentlich in Inhalt und Ge- dankenzusammenhang, leicht einzuführen, anderentheils die münd- liche und schriftliche Sprachgewandhcit zu üben. Der zweite Theil des Buches enthält geographische, geschichtliche und natur- kundliche Bilder, letztere insonderheit aus der Laudwirthschaft, Hauswirthschaft und Gewerbkunde. Wenn man einmal dahin ge- kommen sein wird, einzusehen und zuzugeben, daß nicht die Voll- ständigkeit compendiöscr Leitfäden, sondern die anschauliche Ausführ- lichkeit guter Einzelbilder, die sich mit wenig Mühe in ein zusam- menhängendes Ganze reihen und abrunden lassen, — während es nie gelingen wird, jenen trockenen Skeletten und todten Präparaten Leben einzuhauchen,— allein wahren Bildungsstoff für die Jugend

3. Vaterländisches Lesebuch - S. II

1857 - Jena : Mauke
enthalten; so wird man die Behandlung der Realien in dieser Weise in den Schulen einräumen und verlangen. Das Lesebuch, welches die verschiedenen Richtungen des Unterrichts vereinigen und dadurch dessen Wirkung verstärken hilft, muß die Grundlage und den Vereinigungspunkt für die ganze schulische Thätigkeit bil- den, von ihm müssen alle Fäden ausgehen und in ihm wieder zu sammen laufen. Von einer Vereinfachung und Vertiefung des Unterrichts kann ohne ein zweckmäßiges Lesebuch nicht die Rede sein. Daß in der zweiten "Abtheilung unter dem Abschnitt Natur- kunde die hier üblichen Stoffe, die man übrigens gerade in un- serer Zeit sehr häufig in leidlich guten Bearbeitungen vorfindet, weggeblieben und dafür die wenig bekannten, aber desto nothwen- digeren Bilder aus der nächsten praktischen Nähe aufgenommen wurden, wolle man theils durch Mangel an Raum, welcher, noch weiter in Anspruch genommen, das Buch unverhältnißmäßig ver- theuert hätte, theils durch die pädagogischen Grundsätze, nach welchen das Ganze angelegt und bearbeitet ist, gerechtfertigt finden. ul ui /stüchd 81n<Ii40iii3 -.sg dnu ui chilmsmon ximnpb <') ¿ujflfr/nf «diiiiui vi $li. iiur/otfiu) ,; Jfbhl j J j '> '!/ -•fflton '."Ix •[ ; -rrf.-j:,, . outi tj)(lnän4'iri' yrityj] ^-xodli'^ )chll6n:ck -3i> inmui'; iißfir nrnf'i. .3 jnjid'xoyi/') dnu j|r --Uoe 'jj-i Jtbjji fjsjd dnu u-idljufun .dtiat nh‘s ttamnoi »yfüföupi ofiuuufilnsi vi nuduo] «} jidn^nta’i li'^onlrs uio iti säilwe ghisof ihn chfi r,i «iijjj tirrchtt duri^Iftui — , mfiot Mänttldp iuu rntfm 'iznoc-i) N3l03t clnu m)bb1$ n')N)do/l iisflitii-ft Au «j •Vi'ifillfi *)\<i ruf

4. Vaterländisches Lesebuch - S. 2

1857 - Jena : Mauke
3. Frühling. Wenn cs wieder Frühling will werden, Da fallen die Blumen herab auf Erden, Die Berge knieen am Himmelssaum; Die Quellen rinnen,-die Vvglein schlagen, Kein Schmerz bat Thränen in diesen Lagen, Kein Herz zu trüber Ahnung Raum. Gott Bater geht durch die Schöpfung still, Wenn's wieder Frühling werden will. Und soll dir Frühling im Herzen blühen, So mußt du wandern, mußt dn ziehen Mit jungen Liedern im Morgenschein Und fühlst du's regen, und fühlst cs dringen,' Mit seligen Armen dich umschlingen, Und Erd' und Himmel und Alles dein, Und Gottes Wandeln durch dein Gemüth: — Dann, Herz, erjauchze, dein Frühling blüht! Ä. Paul Gerhard. Um das Jahr 1666 lebte in Berlin ein Prediger und großer Dichter, Namens Paul Gerhard. Es waren aber damals unter den Predigern in Berlin und der umliegenden Gegend sehr ver- wickelte Streitigkeiten entstanden, welche der Kurfürst von Bran- denburg, Friedrich Wilhelm der Große, durch strenge Berordnnn- gen beizulegen suchte. Weil nun Paul Gerhard nicht Alles, was der Kurfürst hierin verlangte, erfüllen zu können glaubte und als ein glaubenstreuer Mann lieber alles Andere, als die Ruhe sei- nes Gewissens verlieren wollte, so ließ er es geduldig über sich ergehen, daß ihn der Kurfürst deßhalb absetzte und auö seinem Lande verwies. Ohne Vermögen, ohne die geringste Aussicht, wo- hin er sich wenden sollte, ergriff also Paul Gerhard sammt Frau und Kindern den Wanderstab mit schwerem Herzen, aber doll- voll Verträum auf die Fürsehung Gottes. Einst übernachtete er in einem Wirthshause an der sächsischen Grenze. Seine Frau fühlte sich hier vom Kummer über die ungewisse Zukunft so nie- dergedrückt, daß sie fast verzweifelte. Gerhard aber tröstete sie mit dem schönen Spruche: „Befiehl d e in Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohl machen!-—" Hierauf ging er in den Garten und dichtete über jenen Spruch ein vortreffliches Lied, das er seiner Frau zu ihrem Troste brachte. Als er nun in das Zimmer zurückkehrte, waren indessen noch zwei andere Fremde angekommen, die sich, ohne ihn zu kennen, mit ihm in ein Gespräch einließen und ihm erzählten, sie sollten auf Befehl des Herzogs Christian zu Sachsen-Merseburg nach

5. Vaterländisches Lesebuch - S. 3

1857 - Jena : Mauke
3 Berlin reisen, um einen dort abgesetzten Prediger, Namens Ger- hard, aufzusuchen und zu dem Herzoge zu bringen, der ihn ver- sorgen wollte. Mau denke sich das Erstaunen der unglücklichen, flüchtenden Familie bei dieser Nachricht!-— Herzog Christian gab dem Vertriebenen sogleich ein gutes Jahrgeld und beförderte ihn einige Zeit nachher zu einem ansehnlichen geistlichen Amte nach Lübben in der Niederlansitz. Jenes herrliche Lied aber, — cs ist unser evangelisches.kernlied «Befiehl du deine Wege", welches schon Tausende bekümmerter Seelen getröstet hat, da es ganz ans der Tiefe des Herzens hervorgequollen ist — kam nach einiger Zeit dem Kurfürsten von Brandenburg zu Gesichte; er las cs mit großem Wohlgefallen, fragte, wer doch der Verfasser davon wäre, und da er hörte, daß - es Paul Gerhard sei, bedauerte er gar sehr, einen so gottergebenen Mann nicht in seinem Lande behalten zu haben. 3. Die Wege der Vorsehung. Der fromme Hans Sachs, ein Schuhmacher und berühmter Dichter in Nürnberg (er starb 1576), dachte eines Abends über die wunderbaren Wege der Vorsehung nach und hatte darauf in der Nacht einen merkwürdigen Traum, welchen er so erzählt: Ich hatte mich in einem dunkeln Walde verirrt und fand keinen Ausweg. Ich rief um Hülfe. Da bot sich mir ein Be gleiter dar, der sich für einen Engel Gottes ausgab, gesandt, mir die Wege der Fürschnng zu zeigen. Er brachte mich ans dein Walde in ein Wirthshaus, wo der Wirth uns sehr gut aufnahm. Er sagte, er habe heute einen frohen Tag; sein Feind habe sich mit ihm versöhnt und ihm zum Unterpfande der Versöhnung einen silbernen, inwendig vergoldeten Becher geschenkt. Wir gin gen fort und mein Engel stahl ihm den Becher. Ich zürnte, aber der Engel sprach: «Schweig, und ehre die Wege der Fürschnng!" Ich schwieg, und wir kamen an ein Hans, dessen grnndböscr Wirth uns Alles zu Leide that. Wir brachen bald aus und beim Abschiede schenkte der Engel dem schändlichen Manne den Herr lichen Becher. Ich tadelte; ich zürnte. Aber er sprach: «Schweig, und ehre die Wege der Fürschnng!" Wir kamen dann zu einem Wirthe, in dessen Hanse Armuth und Noth herrschte. Er war ein guter Mann, aber durch Unfälle um das Seinige gekommen. In acht Tagen sollte ihm das Hans genommen werden. Beim Weggehen brannte ihm der Engel das Hans über dem Kopfe an. Ich zürnte. Aber der Engel sprach zum dritten Male: «Schweig, 1»

6. Vaterländisches Lesebuch - S. 4

1857 - Jena : Mauke
4 und ehre die Wege der Fürsehung!» Endlich kamen wir zu einem Wirthe, der seine Freude au einem einzigen Sohne, einem auf- blühenden Knaben hatte. Der Engel sagte, er wisse den Weg nicht. Der Wirth gab ihm den Sohn als Wegweiser mit, und der Engel — ersäufte ihn im vorbeifließenden Strome. „Nein," schrie ich, „keinen Schritt mehr mit dir! Ein Teufel magst du sein, aber kein Engel!" Da umstrahlte ihn himmlische Glorie und er rief: „Thoren nur tadeln den Ewigen! Der Becher war vergiftet. Darum ward er dem Guten genommen zu seinem Heile, dem Bösen ge- geben zu seinem Verderben. Unter der Asche seines Hauses fin- det der Verunglückte einen Schatz und der Brand verhilft ihm zum Wohlstände' und Segen. Vater und Mutter würde der ver- zogene Knabe bei längerem Leben gemordet haben. Er mußte sterben zum Heile seiner Eltern und der Menschheit." — S ch wei- gen d, Sterbliche, und anbetend ehret die Wege der ¿y iirfe h u n g! 6. Drei Wünsche. Dreierlei ist's, was sich die Menschen am häufigsten wün- schen: Klugheit, Macht, Reichthum; und wer herzhaft wünscht, der will kurzweg alle drei Dinge zusammen haben, nämlich, daß er klug, mächtig und reich zugleich sei.' Daß aber solcher Wunsch selten einem Menschenkinde ausgeht, wizjß Jeder. Doch nur We- nige wissen, daß ihn eigentlich Jeder sich selbst erfüllen könnte. Wie das? Das sagt uns ein alter Weiser in den Worten: „Der ist klug, der von Jedermann lernt; der ist mächtig, der seine Be- gierden zwingt, und der ist reich, der sich an Wenigem genügen läßt." ^ 7. Des Königs Münster. Es war einmal ein König, der erbaute einen prachtvollen Münster zur Ehre und zum Lobe Gottes, und durfte Niemand bei Leib und Leben zu diesem Bau einen Heller beisteuern nach des Königs ausdrücklichem Gebote, sondern er wollte ihn ganz aus dem eigenen Schatze erbauen. Und so geschah es auch,'und der Münster war vollendet, schön und würdig, mit aller Pracht und aller Zier. Da ließ der König eine große marmorne Tafel zurichten und darin mit goldenen Buchstaben eine Schrift graben, daß er, der König, den Doin allein erbaut und Niemand dazu beigesteuert. Als aber die Tafel einen Tag und eine Nacht aus

7. Vaterländisches Lesebuch - S. 6

1857 - Jena : Mauke
6 3. Da zieht die Andacht wie ein Hauch durch alle Sinnen leise, da pocht ans Herz die Liebe auch in ihrer stillen Weise, pocht und pocht, bis sich's erschließt und. die Lippe überfließt von lautem, jubelndem Preise. 4. Und plötzlich läßt die Nachtigall im Busch ihr Lied er- klingen, in Berg und Thal erwacht der Schall und will sich auf- wärts schwingen, und der Morgenröthe Schein stimmt in lichter Gluth mit ein: Laßt uns dem Herrn lobsingen! — 9. Tod und Auferstehung. Wir müssen hinfort eine neue Lehre lernen vom Tode und Grabe: wenn wir sterben, daß es nicht todt oder gestorben heißt, sondern auf den zukünftigen Sommer ausgesäet, und der Kirchhof oder das Begräbnis' nicht ein Kirchhof, sondern ein Acker voll le- bendiger Körnlein, die sollen wieder hervorgrünen und wachsen, schöner, denn ein Mensch begreifen kann. Und der Kirchhof soll heißen ein Gottesacker; denn Gott ist ein solcher Ackermann, und du bist sein Körnlein, das er in die Erde wirft. Er ist aber viel ein besserer und größerer Ackermann, denn ein Bauer aus dem Felde, und hat viel köstlicheren und reicheren Samen. Das sind wir Menschen, so viel unser auf Erden kommen von Adam an bis an den jüngsten Tag; dieselben streut er um sich in die Erde, wie er sie ergreift, Weib, Mann, groß, klein, jung, alt, reich und arm. Denn eö ist ihm einer wie der andre, und die ganze Welt nicht anders, denn wie dem Landmann das Tuch voll Samen. Darum, wenn er die Leute sterben läßt, das heißt er in daö Tuch gegriffen und eine Handvoll um sich gestreut, ans daß solcher Same wieder viel herrlicher und schöner hervorblühe. Wenn ich also sehe meinen Baker, Mutter, Bruder, Schwester, Kind oder Freund in den Gottesacker begraben und daselbst liegen, muß ich als Christ nicht sagen: "Da liegt ein Todter," sondern: „Da liegt mein lieber Vater, Mutter u. s. w. und ich heute oder Morgen auch bei ihnen. Was sind sie? Körnlein, die bald sollen keimen, wachsen, unsterblich und unverweslich, viel schöner, denn die grüne Saat auf dein Felde, wenn es Sommer wird." 10. Sommerlied. Geh' aus mein Herz und suche Freud' in dieser lieben Som- merzeit an deines Gottes Gaben; schau' au der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.

8. Vaterländisches Lesebuch - S. 8

1857 - Jena : Mauke
8 Dies wird's wohl sein! So nimm dein Eigenthum zurück!" So sprach er mit dem heitern Blick eines ehrlichen Mannes und eines guten Gewissens, und das war schön. Der Andere machte auch ein fröhliches Gesicht, aber nur, weil er sein verloren geschätztes Geld wieder hatte. Denn, wie es um seine Ehrlichkeit aussah, das wird sich bald zeigen. Er zählte das Geld, und dachte unter- dessen geschwinde nach, wie er den treuen Finder um seine ver sprochene Belohnung bringen könnte. „Guter Freund," sprach er hierauf, „eö waren eigentlich 800 Thaler in dem Tuch eingenäht. .^Ich finde aber nur 700 Thaler. Ihr werdet also wohl eine-Nckhj 'aufgetrennt und Eure 100 Thaler Belohnung schon herausgenom- men haben. Da häbt Ihr wohl daran gethan. Ich danke Euch." Das war nicht schön. Aber wir sind auch noch nicht am Ende. Ehrlich währt am längsten, und Unrecht schlägt seinen eignen Herrn. Der ehrliche Finder, dem es weniger um die 100 Thlr., als um seine unbescholtene Rechtschaffenheit zu thun war, ver- sicherte, daß er das Päckchen so gesunden habe, wie er es bringe, und es so bringe, wie er's gefunden habe. Am Ende kamen sie vor den Richter. Beide bestanden auch hier noch auf ihrer Be Häuptling: der Eine, daß 800 Thaler seien eingenäht gewesen, der Andere, daß er von dem Gefundenen nichts genommen und das Päcklein nicht versehet habe. Da war guter Rath theuer. Aber der kluge Richter, der die Ehrlichkeit des Einen und die schlechte Gesinnung des Andern zum voraus zu kennen schien, griff die Sache so an. Er ließ sich von Beiden über das, was sie aussagten, eine feste und feierliche Versicherung geben, und that hierauf folgenden Ausspruch: „Demnach, und wenn der Eine von Euch 800 Thaler verloren, der Andre aber nur ein Päcklein mit 700 Thalern gefunden hat, so kann auch das Geld des Letz leren nicht das nämliche sein, auf welches der Erstere ein Recht hat. Du, ehrlicher Freund, nimmst also das Geld, welches du gefunden hast, wieder zurück und behältst es in guter Bewahrung, bis der kommt, welcher nur 700 Thaler verloren hat! Und dir da weiß ich keinen Rath, als du geduldest dich, bis derjenige sich meldet, der deine 800 Thaler findet." So sprach der Richter und dabei blieb es. 12. Wo Nichts ist, kommt Nichts hin. Von zwei unbemittelten Brüdern hatte der eine keine Lust uitb keinen Muth, etwas zu erwerben, weil ihm das Geld nicht zu den Fenstern hereinregnete. Er sagte immer: „Wo Nichts ist, ' * >

9. Vaterländisches Lesebuch - S. 9

1857 - Jena : Mauke
V 9 kommt Nichts hin." Und so war es auch bei ihm. Er blieb sein Leben lang der arme Bruder Wo-nichts-ist, weil es ihm nie der Mühe werth war, mit einem kleinen Ersparnisse den Anfang zu machen, um nach und nach zu einem größeren Vermögen zu kommen. So dachte der jüngere Bruder nicht. Der pflegte zu sagen: „Was nicht ist, das kann noch werden." Er hielt das Wenige, was ihm von der Verlassenschaft der Eltern zu Theil geworden war, zu Rath und vermehrte es nach und nach durch eigenes Er- sparnis indem er fleißig arbeitete und eingezogen lebte. Anfäng- lich ging es hart und langsam; aber sein Sprichwort: „Was nicht ist, kann noch werden," gab ihm innner Muth und Hoffnung. Mit der Zeit ging es besser. Er wurde durch unverdrossenen Fleiß und Gottes Segen noch ein reicher Mann und ernährte so gar die Kinder des armen Bruders Wo-nichts-ist, der selber Nichts zu beißen und zu nagen hatte. 13. Der gerettete Handwerksbursche. Ein Landwerksbursche ging unweit Preßburg in der grim migsten Kälte, mit seinem Bündel ans dem Rücken, über die Haide. Seine Kleider waren dünn und seine Strümpfe zerrissen. * Ach, da fror es ihn sehr! Er weinte, und die hellen Thränen froren ihm an den Augenwimpern. „Lieber Gott!" seufzte er, „weit und breit kein Dorf, keine Stadt, nicht einmal eine Hütte! Ich werde erfrieren; ach, was wird meine arme Mutter sagen! Mein Vater ist gestorben und nun hat sie Niemanden, der für ihren Unterhalt sorgt!" Er wollte laufen, um sich zu erwärmen; aber seine Glieder waren starr. Er wurde schläfrig, legte sich in den Schnee ans sein Bündel und schlief ein. Ein Postknecht ritt vorbei und sah ihn starr da liegen; als er jedoch einige Lebenszeichen an ihm bemerkte, ritt er schneller und zeigte es unter dem Thore der nächsten Stadt an. — „Was hilfts? Bis wir hinauskommen, ist er längst todt!" sagten die Gefühllosen. Ein armer Tagelöhner, welcher gerade in der Wacht stnbe war, sich zu wärmen, hörte es, und ihm brach das Herz vor Mitleid. .Ohne ein Wort zu sagen, eilte er auf die Land straße, trug den erstarrten Handwcrksburschen in das nächste Dorf, rieb ihn mit Schnee, brachte ihn der Wärme immer näher und erweckte ihn endlich wieder. Darauf nahm er ihn mit sich in die Stadt und theilte seine Wohnung und seinen Tisch, ob er gleich selbst nicht viel hatte, so lange mit ihm, bis letzterer im Stande war,

10. Vaterländisches Lesebuch - S. 10

1857 - Jena : Mauke
10 weiter zu reisen. Kaiser Joseph Ii. erfuhr die edle Handlung, rief den Tagelöhner nach Wien und belohnte ihn, wie er alle guten Handlungen, die ihm bekannt wurden, zu belohnen pflegte. 14. Gs ist nicht alles Gold, was glänzt. Mancher, der nicht an dieses Sprüchwort denkt, wird betro- gen. Aber eine andere Erfahrung wird noch öfter vergessen: „Manches glänzt nicht, und ist doch Gold!" und wer das nicht glaubt und nicht daran denkt, der ist noch schlimmer daran. In einem wohlbestellten Äcker, in einem gut eingerichteten Gewerbe ist vies Gold verborgen, und eine fleißige Hand weiß es zu fin- den; ein ruhiges Herz dazu und ein gutes Gewissen glänzt auch nicht und ist doch mehr als Goldes werth. Iñ. König Friedrich und sein Nachbar. Der König Friedrich der Zweite von Preußen hatte 8 Stun- den von Berlin ein schönes Lustschloß und war gern darin, wenn nur nicht ganz nahe dabei die unruhige Mühle Lcwesen wäre. Denn erstlich stehen ein königliches Schloß und eine Mühk nicht gut neben einander, obgleich das Weißbrot auch in dem Schlosse nicht übel schmeckt, wenn die Mühle fein gemahlen und der Ofen wohl gebacken hat. Außerdem aber, wenn der König in seinen besten Gedanken war und nicht an seinen Nachbar dachte, auf einmal ließ der Müller seine Mühle klappern und dachte auch nicht an den Herrn Nachbar; und die Gedanken des Königs stör- ten zwar das Räderwerk der Mühle nicht, aber manchmal das Klapperwerk der Näder die Gedanken des Königs. Der geneigte Leser sagt: „Ein König hat Geld wie Laub, warum kauft er dem Nachbar die Mühle nicht ab, und läßt sie niederreißen?"— Der König wußte warum; denn eines Tages ließ er den Müller zu sich rufen. „Ihr begreift," sagte er zu ihm, „daß wir Zwei nicht neben einander bestehen können. Einer muß weichen. Was gebt Ihr mir für mein Schlößlein?" — Der Müller sagte: „Wie hoch haltet Ihr es, königlicher Herr Nachbar?" — Der König erwiederte ihm: „Wunderlicher Mensch, so viel Geld habt Ihr nicht, daß Ihr mir mein Schlößlein abkaufen könnt. Wie hoch haltet Ihr Euere Mühle?" — Der Müller erwiederte: „Gnä- diger Herr, so habt auch Ihr nicht so viel Geld, daß Ihr mir meine Mühle abkaufen könnt; sie ist mir nicht feil." — Der Kö- nig that zwar ein Gebot, auch das zweite und dritte: aber der Nachbar blieb bei seiner Rede: „Sie ist mir nicht feil. Wie ich
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